Vortrag (Englisch)

2. Juni 2010, 19 Uhr
 

Im Rahmen der Ausstellung "Hinter der Vierten Wand. Fiktive Leben - Gelebte Fiktionen" spricht die Künstlerin Judy Radul über ihre Arbeit, "World Rehearsal Court" (2009).

World Rehearsal Court zeigt das auf Protokollen beruhende Reenactment von Prozessen des Internationalen Strafgerichtshofes für das ehemalige Jugoslawien und des Sondergerichtshofes für Sierra Leone. Das Skript ist eine Collage aus mehreren Verfahren – die Namen aller Beteiligten wurden durch allgemeine Benennungen ersetzt. Im Vordergrund steht hier nicht die Beschäftigung mit konkreten Fällen, sondern die Auseinandersetzung mit Strukturen der Institution Gericht. In ihrer multiperspektivischen Videoinstallation rückt Judy Radul die Manipulierbarkeit der Bilder und die Unsicherheit von Wahrgenommenem ins Bewusstsein: Die Aufnahmen geben in verschiedenen Einstellungen ihren Drehort, einen Turnsaal, preis, und zerstören damit die Illusion eines authentischen Gerichtssaals, womit die Frage nach der Politik des Inszenierens und Aufzeichnens, nach der Wahl des Ausschnitts gestellt wird.

 
Judy Radul wurde 1962 in Lillooet, British Columbia geboren und lebt in Vancouver. Ihre Werke und Perfomances waren unter anderem im Museum van Hedendaagse Kunst in Antwerpen, der Vancouver Art Gallery und dem Institute of Contemporary Art in London zu sehen. World Rehearsal Court wurde erstmals 2009 in der Morris and Helen Belkin Art Gallery, Vancouver gezeigt.