18. September 2011, 13 Uhr und 15 Uhr
Zum Auftakt startet die sechsteilige Filmreihe mit den experimentellen Metamorphosen des Trickfilm-Pioniers des frühen Kinos Segundo de Chomón (mit Live-Filmmusik von Billy Roisz) und dem Found-Footage-Künstler und Meister des Avantgarde-Films Martin Arnold. In ausgewählten Arbeiten und seinem neuen Film Self Control (Weltpremiere) holt Arnold Verdrängtes in den Filmen des Hollywood- und Disneykinos an die Oberfläche und sensibilisiert für filmische Sichtweisen. Daraus ergibt sich eine faszinierende Parallele zur notwendigen Korrektur eines modernen Kunstbegriffs, der animistische Kulturen genauso wie das Frühe Kino einst als „primitiv" bezeichnet hat.

13 Uhr: Segundo de Chomón – Phantasmagorien und 

Kurze Komödien (1905-1909)
Ah! La Barbe! (1905), Sculpteur moderne (1908), Le Charmeur (1906), Le Spectre rouge (1907), Voyage sur Jupiter (1909), La Maison ensorcelée (1907), Electric Hôtel (1908), L’Insaisissable pickpocket (1908), En Avant la musique (1907), Le Voleur invisible (1909). 
Billy Roisz – Live-Filmvertonung (Elektronik, E-Bass, Turntable)

                                                     Gleich nachdem die Bilder laufen lernten, war der spanische Regisseur Segundo de Chomón einer der ersten, dem das nicht genügte. Er war ein Special-Effects-Pionier ersten Ranges: Menschen verwandeln sich in Tiere, Tiere in Geister, Dinge werden lebendig. Ein sich rasierender Mann begegnet sich als Monster im Spiegel, ein Koffer räumt sich von selbst aus, ein Taschendieb mutiert zu einem Teppich. Als früher Spezialist innovativer Tricktechniken wird Segundo de Chomón gegenwärtig neu entdeckt. Der Zeitgenosse von Méliès realisierte für Pathé hunderte Filme in Frankreich und Spanien, gründete in seiner Heimat eine eigene Filmfirma und wirkte auch für andere Regisseure, u. a. Abel Gance.

Der Fokus seiner für das Filmprogramm ausgewählten Arbeiten liegt auf dem Magisch-Animistischen. Chomón überrascht, verzaubert und begeistert das Publikum mit phantastischen Einfällen und einer Technik, die erstmals Stop-Motion und Kameraschwenks einsetzt. Als Meister der Metamorphosen verwandelt er nicht nur – in einer für das early cinema typischen Féerie (Le Charmeur) – Raupen kunstvoll in Schmetterlinge, sondern auch einen gesuchten Dieb in einer Verfolgungsjagd in eine Raupe (L’Insaisissable pickpocket).

 

Die Filme vollziehen den Übergang vom „Kino der Attraktionen“ (Tom Gunning) zum narrativen Kino: von direkt das Publikum adressierenden Blicken in die Kamera zu sketchhaften Straßenszenen bis hin zu Le Voleur invisible, der ersten Literaturverfilmung von H. G. Wells’ Roman The Invisible Man (1897). Sogar feministische Lesarten sind möglich, wenn der Teufel, der zuvor Frauen in Flaschen für sich tanzen lässt (bekannt auch aus Gustav Deutschs Film ist. (8) Magie) schließlich von einer der Tänzerinnen überwältigt wird und diese sich siegreich seinen Zaubermantel umwirft (Le Spectre rouge). Chomóns Frau, die Schauspielerin Julienne Mathieu, lässt als Zauberin griechische Statuen lebendig werden und faszinierende Verwandlungen zwischen Mensch und Tier entstehen (Sculpteur moderne). Ist in La Maison ensorcelée noch eine Hexe für die Belebung der Gegenstände zuständig, übernimmt in seinem berühmten Film Electric Hôtel die Technik die Verantwortung für übernatürliche Vorgänge – die Geister, die ich rief…

 

Wie begeisternd einfach nehmen sich die damaligen Tricks von Segundo de Chomón neben der heutigen Perfektion börsennotierter Animationsstudios und Teraflops an Computerleistung aus! Doch der Effekt ist vergleichbar: Das Herz bleibt kurz stehen und man staunt über die Bewältigung des Realen durch die visuelle Kraft einer Filmsequenz. Damals wie heute überrascht uns die eigene Bereitwilligkeit, sich im Kino täuschen zu lassen.

 

Billy Roisz, international renommierte Videokünstlerin (Diagonale-Preis für innovatives Kino 2011) und Soundperformerin, wird die Filme Chomóns live vertonen. Denn auch schon damals waren seine Filme weder schwarzweiß noch stumm. (Wilbirg Brainin-Donnenberg)

 

15 Uhr: Reanimated – Martin Arnold Special
pièce touchée (1989), passage à l’acte (1993), Alone. Life Wastes Andy Hardy (1998), Deanimated - The Invisible Ghost (2002, Ausschnitt) Shadow Cuts (2010), Soft Palate (2011), Weltpremiere von Self Control (2011)

Martin Arnold im Gespräch mit Sabine Folie, Direktorin der Generali Foundation 

piece touchée, passage à l’acte und Alone. Life Wastes Andy HardyMartin Arnolds Found-Footage-Trilogie, die ihn zu einem international gefeierten Avantgardefilmer werden ließ, hat mittlerweile schon zwei Generationen von Film- und Videoschaffenden nachhaltig beeinflusst. Shadow Cuts, Soft Palate, Self Control – eine raffiniert pointierte, düstere Animations-Trilogie, ist gleichermaßen für den Kino- wie für den Kunstraum konzipiert. Wie passend daher, dass die Weltpremiere der neuesten Arbeit von Martin Arnold Self Control anlässlich der Animismus-Ausstellung in der Generali Foundation stattfindet! Arnolds Dekonstruktionskino holt in subtilen Loops und Rhythmisierungen Verdrängtes aus Hollywood- und Disneyfilmen, setzt unterdrückte Gesten frei, ruft Geister aus dem Dunklen, lässt seine Figuren und das Publikum gleichermaßen erblinden. Die „reanimierten", scheinbar vertrauten Mäuse finden sich dort, wo sie seit unserer Kindheit immer waren: in den Zwischenräumen des Hell-Dunkel, damals unter der Schulbank, heute kommen sie ans Licht. Die Reduktion und die akribische Präzision der Materialbearbeitung öffnen uns die Augen, und wir sehen, was wir nie zuvor gesehen haben.
(Wilbirg Brainin-Donnenberg)

Self Control (2011)
Weiße Blitze, fliegende Ohren und die geballte Faust. Eine kurze Cartoon-Sequenz der 40er Jahre wird in ihre grafischen Bestandteile zerlegt, die arbeitsteilig produzierte Schichtung der gezeichneten Formen zurückgenommen. Wenn diese in der Folge einzeln vorgeführt werden, dann liegt das Meiste des ursprünglichen Geschehens im Dunkeln. Körperteile im Nichts, ein Mensch, ein Tier? Am ehesten vielleicht eine Figur. Figurativ erinnern die Bilder von Händen und Schnauze manchmal auch an Edvard Munchs Der Schrei, hin und wieder lässt sich beim Anblick der krawattenlangen Zunge auch das Jahrzehnte später entworfene Logo der Rolling Stones erahnen: Edvard, Mick and Jerry? Jedenfalls: Weiße Blitze und fliegende, errötete Ohren. Und während sich die rechte Hand immer wieder hilflos zu einer Faust zu formieren scheint, kommt letztlich die linke mit einem Ziegelstein bewaffnet ins Bild. Und sie schlägt zurück. (Martin Arnold)


Eine gemeinsame Veranstaltung von Generali Foundation und Filmcasino, in Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum.


Eintritt: € 8,00. Das Kinoticket berechtigt auch zum Eintritt in die Ausstellung. Mit der Eintrittskarte zur Ausstellung gibt es eine Ermäßigung auf ein Kinoticket.

naughtyblogxxx.com Gays Porn Female domination Flashbit porn hi-defporn.com javfan.net 21sexxx.com onlyscatfan.com