Vortrag (Englisch)
Gertrud Sandqvist, Kunsthistorikerin, Malmö Art Academy, Lund
Donnerstag, 18. November 2010, 18 Uhr
Zwei Arbeiten von Ana Torfs, Du mentir-faux (2000) und Anatomy (2006), nehmen berühmte Gerichtsprozesse zu ihrem Ausgangspunkt. Displacement (2009) ist vordergründig ein Werk über eine Ehe, die auseinanderzubrechen scheint, seine Dramaturgie aber folgt erkennbar der eines Prozesses mit Anklage und Verteidigung. Die berühmten Prozesse gegen Jeanne d’Arc und die Mörder von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg sind bei Torfs’ wie Dramen strukturiert, im Falle von Anatomy sogar mit einem griechischen Chor. In Anlehnung an Hannah Arendts berühmte Erörterungen der Begriffe Wahrheit, Tatsachen und Urteil versucht Gertrud Sandqvist Torfs’ Verständnis von Ethik in ihrem Werk nachzugehen. Ein Drama, ja, aber an welchem Schauplatz?
Gertrud Sandqvist ist Professorin für Theorie und Ideengeschichte der bildenden Kunst an der Kunstakademie Malmö der Universität Lund in Schweden. Von 1995 bis 2007 war sie Dekanin der Akademie. 1992–1994 war sie Direktorin der Galleri F15 in Jeløy, Norwegen. 1986 gründete Gertrud Sandqvist "Siksi – The Nordic Art Review", wo sie bis 1990 Herausgeberin war. Sie ist eines der Gründungsmitglieder des European Art Research Network (EARN) und war von 1998 bis 2002 Mitglied der Jury des Berliner Künstler-programms des DAAD. Gertrud Sandqvist schreibt verschiedentlich über hauptsächlich nordische und europäische zeitgenössische Kunst.