Read my lips

Schleier, Gloss und andere Medien

Symposium

Freitag 6.– Samstag, 7. Mai 2011

Wie wichtig ist das Geheimnis für die Wahrheit? Manche Medien werden im Gebrauch unsichtbar: Im Kino betrachtet man zum Beispiel nicht die Leinwand, sondern den Film. „Transparenz“ und „Opazität“ sind derzeit viel diskutierte Begriffe, die dieses mediale Spannungsfeld zu kartografieren versuchen.
Moderiert von Vitus Weh (Kulturwissenschaftler, Wien)


Programm

Freitag, 6. Mai 2011, 18–21 Uhr

18 Uhr
Begrüßung: Sabine Folie, Direktorin und Kuratorin, Generali Foundation
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18:15 Uhr
Glossing on Gloss – ein paar Gedankenspiele zu Transparenz und ihren Vexierungen
Vortrag von Emmanuel Alloa
„Gloss“ ist ein in seiner Mehrdeutigkeit schillerndes Wort. Es verweist auf den Schein, auf Äußerlichkeit und Trug, steht aber auch für das Polieren von Materialien, durch welche das Dahinter-liegende hervorglänzt. Diese unsystematischen Glossen zum Phänomen des „glossing“ – wobei die Glosse ursprünglich zur Erhellung eines dunklen „Zungen“ -Wortes (glotta) diente – möchten zu zeigen versuchen, inwiefern im „gloss“ des Materials die alte Opposition von Transparenz und Opazität kollabiert und sich ein fortwährend changierendes Vexierspiel einrichtet, das zwischen Sinn und seinem Entzug die mediale Eigensinnigkeit hervortreten lässt.

Emmanuel Alloa ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am NFS Bildkritik in Basel. Zahlreiche Publikationen, u. a.: La résistance du sensible. Merleau-Ponty critique de la transparence (2008); „Transparenz und Störung“, in: Hide and Seek. Das Spiel von Transparenz und Opazität, Hg. Markus Rautzenberg und Andreas Wolfsteiner (2010); Das durchscheinende Bild. Konturen einer medialen Phänomenologie (2011); Herausgeber von Bildtheorien aus Frankreich: eine Anthologie (2011).
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19 Uhr
Die Tiefe der Schwelle
Vortrag von Gernot Hertl
Die Frage nach der Transparenz ist in der Architektur eine Frage nach der Schwelle. Nach Durchblick, Einblick oder Ausblick, nach der Konditionierung von Licht, Intimität und Inszenierung, nach der Erlebbarkeit der Zwischenräume. Anhand ausgewählter Projekte werden diese Eigenschaften der Schwelle als Herangehensweise im Entwurfsprozess aufgespürt. Besprochen werden das Egger Haus, die Besorger Agentur, das Aichinger Haus, das Hofmeister Bürohaus, die Reform Fensterfabrik, der Suedpool Büroturm, das Ecker Abu Zahra Honighaus, das Krammer Haus, die Stadtvilla Klosterneuburg und der Berufsschulcampus in Linz. Sie alle zeigen unterschiedliche Auseinandersetzungen mit Innen und Außen, öffentlich und privat, hell und dunkel, oder inszenieren die Erscheinung und Veränderbarkeit der Hülle als artifizielles Element.


Gernot Hertl
, geboren 1971 in Steyr/AT, studierte von 1992 bis 1997 an der Technischen Universität Graz Architektur. Von 2000 bis 2002 Arbeitsgemeinschaft mit Josef Steinberger, 2003 Gründung von HERTL.ARCHITEKTEN in Steyr. HERTL.ARCHITEKTEN erhielt den Förderungspreis für Architektur Oberösterreich 2003, den Landeskulturpreis für Architektur Oberösterreich und „The International Architecture Award“ 2008. Teilnahme an der 7th São Paulo International Biennial of Architecture 2007. Seit 2006 ist Gernot Hertl Holzbaubeirat Oberösterreich, seit 2008 Ortsbildbeirat des Landes Oberösterreich. Er ist Vorstand von afo Architekturforum Oberösterreich seit 2009 und Sektionsvorstand der Architekten-kammer für Oberösterreich und Salzburg seit 2010.
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19:45 Uhr
Kwiekulik
Vortrag von Georg Schöllhammer
Im Dezember 1971, ein Jahr nach der Niederschlagung der Arbeiterunruhen, die zum Sturz der Regierung Gomułka geführt hatten, findet sich in Elbląg nahe der Ostsee eine Gruppe von jungen KünstlerInnen zu einem „Treffen der Träumer" ein. Es ist die Generation, die den ernsten Konzeptualismus der polnischen Kunst der 1960er Jahre hinter sich lässt. Ihr gehören auch Zofia Kulik und Przemysław Kwiek an. Als KwieKulik hatten sie im selben Jahr in ihrer Warschauer Wohnung, wo später auch das berühmte Studio für Aktion, Dokumentation und Verbreitung (Pracownia Działań, Dokumentacji i Upowszechniania) als Archiv und Produktionsort entsteht, ihre Zusammenarbeit als Künstlerpaar begonnen: mit Aktionen vor der Kamera, die nach Skripts und Storyboards aufgeführt und akribisch in Fotos und Notaten dokumentiert werden, mit Filmen und Objekten – und mit einer radikalen Infragestellung der Funktion des klassischen Displays. KwieKulik verstehen ihre Arbeiten als politische. Ihr Ziel ist es, eine prozessuale Kunst an den Grenzlinien zwischen Alltagserfahrung und ästhetischer Praxis zu entwickeln und damit auf den unlösbaren Widerspruch zwischen den imaginären Räumen der Machtdarstellung und den realen Räumen des Alltags im realsozialistischen Polen zu reagieren.


Georg Schöllhammer

Georg Schöllhammer ist Herausgeber, Autor und Kurator. Er ist Chefredakteur der von ihm 1995 mitbegründeten Zeitschrift springerin. Hefte für Gegenwartskunst, Wien. Von 2005 bis 2007 war er Chefredakteur von documenta 12, für die er die documenta 12 magazines konzipierte. Als Leiter von tranzit.at war er 2010 Ko-Kurator der Manifesta 8. Er leitet u.a. die internationalen Forschungsprojekte Lokale Modernen – Architektur am Rande der Sowjetunion (Frankfurt/Berlin), Sweet Sixties (urbane Avantgarden im Schatten des Kalten Krieges in Algier, Beirut, Delhi, Kiew, Istanbul, Rabat, Yerevan, Tibilisi, Zagreb) und ist Vorstand der Július Koller Society, Bratislava. Georg Schöllhammer ist Mitglied der künstlerischen Leitung des Kunstfestivals steirischer herbst in Graz und korrespondierendes Mitglied der Wiener Secession. Zahlreiche Veröffentlichungen zu zeitgenössischer Kunst, Architektur und Theorie, insbesondere zu Fragen städtischer und kultureller Transformationsprozesse mit besonderem Augenmerk auf Mittel- und Osteuropa.
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20:30 Uhr
Abschlussdiskussion



Samstag, 7. Mai 2011, 15–18 Uhr

15 Uhr
Verweigerte Fläche. Über Displays und die Produktivität von Leerstellen
Vortrag von Sybille Krämer
Sind „Displays“ Medien? Medien machen etwas vorstellig, indem sie selbst dabei zurücktreten, sich in eine Art von „Unsichtbarkeit“ zurücknehmen. So jedenfalls legt es das „Botenmodell“ des Mediums nahe. Doch eine der Aufgaben von Kunst besteht darin, das Verschwinden des Mediums aufzuhalten und es in den Fokus der Aufmerksamkeit zurückzuholen. Was allerdings bedeutet ein unbespieltes Display? Es ist eine „leere Fläche“. Aber was ist überhaupt eine „Fläche“? Wieso hat sich – anthropologisch gesehen – die Flächigkeit als tragendes Medium der ästhetischen und kognitiven Visualisierung herausgebildet? Wieso sind Flächen so eng mit Spielen verknüpft? Worin also besteht die Disposition der Fläche, mit und auf ihr eine ganz andere Realität hervorzubringen?


Sybille Krämer
, Professorin für Philosophie an der Freien Universität Berlin; 2000 bis 2006 Mitglied des deutschen Wissenschaftsrats; 2005 bis 2008 Permanent Fellow im Wissenschaftskolleg Berlin; 2010/2011 Senior Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) in Wien; Mitglied im Panel des European Research Council, Brüssel; Mitglied in Senat und Hauptausschuss der Deutschen Forschungs-gemeinschaft (DFG). Leitung mehrerer von der DFG geförderter Projekte aus dem Bereich der Medien- und Symboltheorie. Arbeitsschwerpunkte: Philosophie und Mathematik in der frühen Neuzeit; Theorie des Geistes und des Bewusstseins; Inter-pretationen des Computers; Zeichen- und Medientheorie; Sprachphilosophie; Grundlagenprobleme der Kulturwissenschaften.
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16 Uhr
Ausstellen ausstellen
Vortrag von Beatrice von Bismarck
Die Rede von der Ausstellung als Medium, wie sie spätestens seit der documenta 12 (2007) geführt wird, verlagert den Fokus der Betrachtung nicht nur von den verschiedenen zusammengestellten Bestandteilen einer Ausstellung auf deren Gesamtheit, sondern wirft damit zugleich Fragen nach dem Verhältnis von Ausstellungen zum Akt des Ausstellens sowie zu den Ausstellenden auf. Zur Debatte steht, wer oder was in diesem Kontext die im medientheoretischen Diskurs formulierte Funktion des „Boten“ übernimmt und wie dies geschieht. In den Blick rückt damit vor allem ein Feld, in dem die Beteiligten einer Ausstellung – Exponate etwa ebenso wie Display, Institution, KuratorInnen oder RezipientInnen – Formen der Opazität aneinander entwickeln und ausspielen. Die Praxis von Joëlle Tuerlinckx stellt den Ausgangspunkt für diese Überlegungen dar.

Beatrice von Bismarck (Berlin und Leipzig) lehrt Kunstgeschichte und Bildwissenschaft sowie seit 2009 im postgradualen Studiengang „Kulturen des Kuratorischen“, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. 1989 bis 1993 Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt am Main, Abteilung 20. Jahrhundert. 1993 bis 1999 Universität Lüneburg, Mitbegründerin und -leiterin des „Kunstraum der Universität Lüneburg“. 2000 Mitbegründerin und seitdem Mitleiterin des /D/O/C/K-Projektbereichs der Hochschule für Grafik und Buchkunst.

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17 Uhr
Abschlussdiskussion mit Emmanuel Alloa, Beatrice von Bismarck, Gernot Hertl, Sybille Krämer und Georg Schöllhammer


Die gesamte Veranstaltung wird von Vitus Weh moderiert.

Vitus Weh, geboren 1965 in Donaueschingen/DE, studierte in Hildesheim und Berlin. Lebt seit 1994 in Wien. Freiberuflicher Kunstkritiker, Organisator und Ausstellungsmacher. Zahlreiche Projekte, u. a: Die Utopie des Designs, München 1994; Kunst auf der Baustelle, MuseumsQuartier Wien 1998 bis 2001; Global Tools. Design im Zeitalter der Intensivstation, Wien und Helsinki 2002; re:LEVIATHAN. Visuelle Formierungen von staatlicher Macht, Wien und Düsseldorf 2003. Gründungsredakteur der Zeitschrift springerin. Hefte für Gegenwartskunst. Herausgeber (mit Markus Wailand) von Zur Sache Kunst am Bau. Ein Handbuch für das Durchqueren der Standortfaktoren Architektur, Kunst, Design, Staat, Wirtschaft … (1998). Lehrbeauftragter an der Kunstuniversität Linz. Seit 2000 inhaltliche Konzeption und Organisation von Architektur-wettbewerben für das quartier21 (zunächst mit Markus Wailand, später mit Thomas Edlinger) und seit 2002 künstlerische Leitung des quartier21.


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