© Sammlung Generali Foundation - Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg, Foto: James Gutmann

Adrian Piper

The Mythic Being, Getting Back, 1975

Dokumentation der Performance 5 Schwarz-Weiß-Fotografien, Vintage Prints, Silbergelatine auf Barytpapier 4 Fotografien à 20,32 x 25,4 cm, 1 Fotografie 25,4 x 20,32 cm, gerahmt à 38,7 x 29,8 cm
Bemerkungen über das mythische Wesen I. Ein Mensch befreit sich von sich selbst, indem er sich zum Gegenstand seiner eigenen Betrachtung macht. – Jean-Paul Sartre, Das Sein und das Nichts 1. Jeden Monat wähle ich eine Passage aus den Aufzeichnungen aus, die ich seit 14 Jahren führe. Diese Auswahl wird systematisch getroffen. Die Passage bezeichne ich als “Mantra”. Das Bild des Mythischen Wesens tritt der Öffentlichkeit allmonatlich auf der Galerieseite der “Village Voice” entgegen. Das Mantra wird zu einem Element der persönlichen Geschichte des Mythischen Wesens, indem ich den Text in eine ihm zugeordnete Gedankenblase stelle. Während dieses Monats werden das Mantra und die autobiografische Situation, die ihm zugrunde liegt, zum Gegenstand meines Nachdenkens. Ich wiederhole sie, erfahre sie erneut, prüfe und analysiere sie und tauche so weit in sie ein, bis sie jegliche persönliche Bedeutung und Wichtigkeit eingebüßt haben. Sie werden für mich zum Gegenstand der Betrachtung und verlieren zugleich ihren Status als Elemente meiner eigenen Persönlichkeit oder Subjektivität. In dem Maße, wie meine Subjektivität schwindet, schwindet auch die Bedeutung des Gegenstands, und umgekehrt. In der Folge werde ich schließlich freier, weil ich den Gegenstand als eine wichtige Determinante meines Lebens neutralisiert habe. Zugleich erhält er in den Augen derer, die ihm begegnen, öffentlichen Status. Damit ist die Erfahrung des Mythischen Wesens Teil der allgemeinen und nicht länger meiner privaten Geschichte. 2. Ich habe begonnen, mich als Mythisches Wesen zu verkleiden, und bin mehrmals in diesem Monat vor der Öffentlichkeit erschienen (dabei geht es um die Zuschreibung meiner Geschichte und Gedanken, Satz für Satz, an eine männliche Version meiner selbst; meiner selbst in Drag. Ich überlege mir nun, diesen Aspekt der Arbeit ad acta zu legen, denn ich fürchte, dass das Mythische Wesen Zug um Zug eine Autobiografie aus Erfahrungen und Gefühlen herausbilden wird, die ebenso partikular und festgelegt – und begrenzt – ist wie meine eigene. Darin lag das Unglück von Rose Selavy. Meine Verhaltensformen ändern sich. Ich stolziere einher, stehe mit gespreizten Beinen da, trotte umher, senke die Augenbrauen, recke meine Schultern und sitze breitbeinig in der U-Bahn, um meine hervorstehenden Genitalien nicht zu beengen. Meine sexuelle Aufmerksamkeit gegenüber Frauen artikuliert sich freier und wird auch nicht durch die Angst vor Zurückweisung gehemmt, falls mein Gesicht meine Gefühle verraten sollte, oder durch mein gewöhnliches weibliches Misstrauen, das andere Frauen nur als feindselige Konkurrentinnen im Kampf um Männer sieht. Auf der Straße folge ich Frauen mit den Augen und male mir wilde Liebesszenen aus. Meine sexuelle Anziehung auf Männer wird durch meine maskuline Erscheinung verkompliziert und verändert. Ich sehe die Möglichkeit tiefer intimer Beziehungen, die sich auf der Grundlage von Freundschaft, Vertrauen, Kameraderie und männlichem Mitgefühl entwickeln. Doch instinktiv unterdrücke ich den Ausdruck meiner sexuellen Empfindungen, weil ich die vergleichsweise zarten Gefühle der Zusammengehörigkeit mit Männern, wie ich sie gerade habe, nicht gefährden möchte. Was wäre an mir anders, wäre die von mir aufgezeichnete Geschichte einem Mann passiert? Meine frühe Beschäftigung mit Männern wäre von Schuldgefühlen begleitet gewesen; meine widersprüchlichen Verhaltensweisen und Gefühle meinen Freundinnen gegenüber hätten meine Eltern alarmiert; meine Einsätze als Model oder Discotänzerin hätten mich die subtile Kunst der Travestie gelehrt; meine Drogenerfahrungen hätten traumatischer und konflikthafter ausfallen und eher in die sexuelle als die mystische Richtung gehen können. Hat mich dieser Teil der Arbeit etwas über mich selbst oder das Mythische Wesen gelehrt? 3. Das Mythische Wesen ist oder könnte sein: das nicht realisierte, aber potentielle Produkt genau jener Abfolge von Ereignissen, die mir tatsächlich widerfahren sind – also die notwendige Alternative zu den Grenzen meiner Selbstwahrnehmung; Eine abstrakte Entität von mythischen Proportionen, deren Geschichte eine Frage allgemeinen Wissens ist, und deren Präsenz und Gedanken über die Gesamtheit von Individuen ausgestreut wird, die ihm in der “Voice” begegnen; Ein immaterielles Kunstobjekt, unspezifisch hinsichtlich Zeit und Ort, Träger einer begrenzten Menge von Eigenschaften, deren Anzahl und Qualität durch mein eigenes Leben bestimmt wird, und die sich gleichzeitig aus meiner Entwicklung zu einer “anderen” Person ableiten; Ein Produkt meines eigenen Selbstbewusstseins, das sich von anderen meiner Arbeiten darin unterscheidet, dass es mein Selbstbewusstsein nicht erzeugt; Ein Therapieinstrument, das mich von der Last einer Vergangenheit befreit, die mich verfolgt, die meine Handlungen bestimmt und mich in zunehmendem Maße bis an die Grenzen meiner physischen Erscheinung und Persönlichkeit belastet. 4. Ein gedankliches Problem: Mir fällt schwer, herauszufinden, wovon diese Arbeit eigentlich handelt, wenn sie denn von etwas handelt, weil sie sich nicht in eine Reihe ähnlicher Arbeiten einfügt, über die ich mich äußern kann. Weil es sich um ein Einzelwerk handelt, an dem ich seit letztem September arbeite, habe ich keine Möglichkeit zu sehen, was sie mit den anderen Arbeiten gemeinsam hat (obwohl ich einiges über ihre Beziehungen zu all dem, was ich in den letzten Jahren gemacht habe, sagen kann). Daher habe ich auch keine Ahnung, in welche Richtungen sie weist, oder welche Intentionen ich mit ihr verfolge. Alle meine Überlegungen dazu erscheinen mir unschlüssig, und ich habe das Gefühl, dass ich mir nie sicher sein werde, worum es mir eigentlich geht. (Adrian Piper)
GF0003327.00.0-2003
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